Internet of Things: BMBF-Projekt SHIQ gestartet
Mehr Cybersicherheit fürs smarte Wohnen
Die Digitalisierung schreitet auch im Wohnbereich mit großen Schritten voran. So schaffen Immobilien mit Smart-Home-Geräten und eng vernetzte Quartiere eine neue Wohnqualität. Zugleich erhöhen sich die Sicherheitsanforderungen an die eingesetzten IoT*-Systeme und die Privatsphäre der Nutzenden. Im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt »Sichere Heterogene IoT-Systeme in Immobilien und Quartieren (SHIQ)« leistet das branchenübergreifende siebenköpfige Konsortium aus Forschungseinrichtungen und Unternehmen einen ganzheitlichen Beitrag für das smarte Wohnen von morgen. Durch die Erhöhung der IT-Sicherheit in intelligenten Immobilien und Quartieren sollen im Bau- und Immobiliensektor langfristig neue Standards in der sicheren Gebäudesteuerung und dem Schutz der Privatsphäre von Bewohnern geschaffen werden.
Smarte Immobilien und Quartiere bringen eine deutliche Verbesserung des Wohn- und Lebenskomforts mit sich. In intelligenten Quartieren wird Wohnen mit weiteren zentralen Lebensbereichen wie Arbeiten und Freizeit verbunden. Dadurch entstehen vernetzte Ökosysteme, in denen nicht nur die eigene Wohnung per App gesteuert werden kann, sondern auch Shared Spaces wie zeitlich begrenzt anmietbare Büroräume oder gemeinschaftlich genutzte Fitnessräume. Durch die moderne Vernetzung in Immobilien und Quartieren sind jedoch die digitale Sicherheit und Privatsphäre der Bewohner neuen Risiken ausgesetzt: Sowohl durch Sensoren in Kamera- und Mikrofonsystemen als auch durch die von Smart-Home-Geräten erhobenen Daten können Rückschlüsse auf die Lebensgewohnheiten der Nutzenden gezogen werden. Zudem bietet die digitale Steuerung von Smart-Home-Geräten wie Backöfen oder Schließanlagen neue Angriffsflächen, die mit dem Risiko von Schäden wie Brand oder Einbruch einhergehen können.
Sicherheit im gesamten Produktlebenszyklus…
Um den genannten Gefahren zu begegnen, muss die Sicherheit von IoT-Systemen im Wohnbereich innerhalb ihres gesamten Lebenszyklus sichergestellt werden. Dies stellt auf Grund der langen Lebensdauer von Gebäuden eine große Herausforderung dar. Es bedarf eines ganzheitlichen Ansatzes, der neben der Entwicklung auch die Produktion und den Betrieb miteinbezieht. Das Verbundprojekt setzt sich hierzu einerseits mit den einzelnen Lebenszyklusphasen von Smart-Home-Geräten auseinander und möchte andererseits sicherheitsrelevante Abhängigkeiten und Schnittstellen im Lebenszyklus identifizieren. Dadurch sollen Synergien gefunden werden, die es auf effiziente Art und Weise ermöglichen, Sicherheit und Vertrauen über den gesamten Lebenszyklus herzustellen. Besonderes Augenmerk richtet das Verbundprojekt dabei auf teil-automatisierte Security-Tests von IoT-Systemen während der Entwicklung, die Bereitstellung von Firmware und sicheren Identitäten in einer geschützten Produktionsumgebung sowie die Gewährleistung eines fehlerfreien und vertrauenswürdigen Betriebs mittels sicherer Gebäudeinfrastrukturen für Security Updates und Security Monitoring.
…und entlang der gesamten Produktlieferkette
Das Verbundprojekt bezieht die Wertschöpfungskette mehrerer Hersteller mit unterschiedlicher Spezialisierung ein und bringt Wissen aus der Praxis mit Lö-sungen aus der Wissenschaft zusammen:
- Die Drees & Sommer SE übernimmt die Konsortialführung und bringt als auf Bau und Immobilien spezialisiertes Beratungsunternehmen langjährige Erfahrung aus Smart-Living-Wohnprojekten und Quartiersentwicklungen mit. Der Fokus liegt auf der Entwicklung von skalierbaren Digitalisierungskonzepten, die zu einem hohen Nutzerkomfort und einem möglichst geringen Energie- und Ressourcenverbrauch beitragen.
- Die BSH Hausgeräte GmbH hat das Ziel, Entwicklungsprozesse, Methoden und Tools zu erforschen, die eine sichere Entwicklung von Hausge-räten und deren Produktionsumgebung effizient unterstützen.
- Die seele GmbH fokussiert sich auf die Erforschung von sicheren und smarten Gebäudefassaden. Mit ISOshade® hat der weltweit agierende Spezialist für Fassadenbau bereits den Weg zur intelligenten Gebäudehülle geebnet. Besonderes Augenmerk des Projekts liegt darauf, die IoT-Komponenten der Fassade sicher, intelligent und flexibel in die Systeme der Haus- und Quartiertechnik zu integrieren, um Sensordaten und Dienste gebäudeübergreifend zu teilen und Einsparpotenziale zu nutzen.
- Die BMK professional electronics GmbH übernimmt als Kompetenzzentrum für Elektronikprojekte die praxisnahe Analyse von Risiken und Bedrohungen in einem »nicht sicheren Produktionsumfeld« und unterstützt bei der Definition und Modellierung von sicheren Prozessen in der Entwicklung sowie Fertigung von sicherheitskritischen Baugruppen.
- Die Ingenics Digital GmbH untersucht den Einsatz von Methoden und Werkzeugen zur Absicherung der Softwarelieferkette bis in den Betrieb, insbesondere unter dem Aspekt multilateraler Entwicklungsarbeit, mit dem Ziel, einen vertrauenswürdigen Austausch von digitalen Artefakten zu ermöglichen und Einstiegshürden durch die Bereitstellung von Blaupausen zu senken.
- Das Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC übernimmt die wissenschaftliche Koordination des Projekts und trägt zur Teilautomatisierung der Entwicklungsphase von IoT-Systemen einen Security-Testing-Baukasten bei.
- Das Institut für innovative Sicherheit der Technischen Hochschule Augsburg (THA_innos) entwickelt Konzepte für die sichere Produktion von vernetzten Geräten und evaluiert diese anhand von praktischen Umsetzungen.
- Die Fakultät für Architektur und Bauwesen der Technischen Hochschule Augsburg untersucht den sicheren Betrieb von IT- und IoT-Plattformen in smarten Gebäuden und entwickelt Wege zur niederschwelligen Implementierung und Nutzung.
Das Verbundprojekt setzt branchenübergreifende Impulse für die Verfügbarkeit von sicheren und vertrauenswürdigen IoT-Systemen im Wohnbereich. Es wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 3,5 Mio. € gefördert und läuft bis November 2026.
*IoT = Internet of Things